Figuren

Zirka 100 Figuren im Format 30 Millimeter hatte Franz Karl Mohr zum ersten Teil der Fausttragödie geschaffen, rechnet man diejenigen Motive dazu, die später auf Basis seiner Zeichnungen von Werner Otto und Martin Andrä graviert wurden. Diese Figuren gehören wohl zu den legendärsten in der Geschichte der Zinnfigur. Allerdings fehlte bisher eine Schlüsselszene, ohne die das gesamte Epos nicht zu verstehen ist. Nun können interessierte Sammler ihre Faustfiguren mit dieser kleinen von Rainer Tschöpe gezeichneten, von Martin Andrä gravierten und von bellazinnfigur herausgegebenen Szene ergänzen.

Anlässlich des 250. Jahrestages des Faustepos stellt der Herausgeber Dieter Beller eine kleine Serie aus dem ersten Teil der Tragödie vor. Es handelt sich dabei um die sogenannte Blutpaktszene, in der Faust sich dem Teufel verpflichtet und einen Vertrag mit seinem Blut unterzeichnet. Ähnlich der Hiobsgeschichte in der Bibel, überlässt Gott im Kapitel »Prolog im Himmel« Faust dem Mephisto. Dieser solle getrost versuchen, den Doktor auf Erden zu verführen. Doch am Ende würde der Rastlose in den Schoß des Herrn zurückfinden. Der Dialog zwischen Gott und Mephisto ist eine der bekanntesten Passagen des Faustwerkes:

DER HERR:
So lang’ er auf der Erde lebt,
so lange sey dir’s nicht verboten.
Es irrt der Mensch so lang er strebt.
Zieh diesen Geist von seinem Urquell ab,
Und führ’ ihn, kannst du ihn erfassen,
Auf deinem Wege mit herab,
Und steh’ beschämt, wenn du bekennen mußt:
Ein guter Mensch, in seinem dunkeln Drange,
Ist sich des rechten Weges wohl bewußt.

MEPHISTOPHELES (allein):
Von Zeit zu Zeit seh’ ich den Alten gern,
und hüte mich mit ihm zu brechen.
Es ist gar hübsch von einem großen Herrn
So menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen.

Mit dem Blutpakt im Studierzimmer Fausts leitet Mephisto dann seinen Plan ein und stürzt den rastlosen Doktor Faust von einem Abenteuer ins andere. »Warum Franz Karl Mohr diese Schlüsselszene der gesamten Fausttragödie nie gezeichnet und graviert hat, ist mir ein Rätsel«, so Beller. Ohne diese Szene bliebe der gesamte Fauststoff unverständlich. Diese Story ziehe sich wie ein roter Faden durch das umfangreiche Werk, resümiert Beller. In der Grablegungsszene am Schluss der Tragödie kämpften die teuflischen Helfershelfer Mephistos mit den Himmlischen Heerscharen um Fausts Seele. Der Teufel verlöre am Ende diese Schlacht und im allerletzten Kapitel schwebten die Engel in den Bergschluchten mit Fausts »Unsterblichem« (seiner Seele) davon. »Noch vor Weihnachten wird diese »Himmelfahrt Fausts« als weitere kleine Ergänzungsserie erscheinen« verspricht Beller. Die Figuren seien bereits graviert.
Mit dem Projekt Faust II hat der junge Herausgeber Dieter Beller unter dem Markennamen bellazinnfigur sich zum Ziel gesetzt, das Werk von Franz Karl Mohr mit Figuren aus dem zweiten Teil der Tragödie fortzusetzen. Mohr war es leider nicht mehr vergönnt, dieses Projekt umzusetzen. Bellers Vorhaben, zu jedem der fünf Akte des zweiten Teils des Faust II eine Figurenserie zu produzieren, ist bereits voll im Gange. Graviert von keinem Geringerem als Altmeister Werner Otto wurde als erste Serie die sogenannte »Papiergeldszene« veröffentlicht. Listig überreden Mephisto und Faust den Kaiser Papiergeld zu drucken, um das verarmte Reich aus der Krise zu führen. Inzwischen sind nun auch die von Martin Andrä gravierte Serie »Die Grablegung Fausts« und die »Klassische Walpurgisnacht« erschienen. Mit letzterer Serie tritt Regina Sonntag in den erlauchten Kreis des Faustprojektes ein. Als gelernte Graveurin ist sie seit langer Zeit in der Meisterriege dieser Handwerkskunst aktiv. »Ich bin wirklich sehr stolz, dass einige der weltweit besten Graveure mich in meinem anspruchsvollen Projekt unterstützen«, so Dieter Beller. Marin Andrä graviert zurzeit eine weitere größere Szene aus dem dritten Akt des Faust II, in der der unsterblich verliebte Faust in Gestalt eines romantischen Ritters auf Helena, die schönste Frau der Antike, trifft. »Diese neue Serie wird sicherlich durch ihre sehr erotischen Motive Aufsehen unter den Sammlern erzeugen«, schmunzelt Beller.